Wie können digitale Technologien Gewerkschaften dabei helfen, neue kooperative Organisationsformen einzuführen, ehrenamtliche Arbeit attraktiv zu machen und ihre soziale Wirksamkeit zu erhöhen?
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem digitalen Lernen. Maxie Wolter, Bildungsreferentin bei ver.di b+b, berichtet über die Ergebnisse einer aktuellen Studie zur Weiterbildung von Betriebs- und Personalratsmitgliedern.
Was zeichnet ein gutes Seminar für Betriebsräte aus?
In erster Linie dadurch, dass die Teilnehmenden gestärkt und motiviert zurück in den Betriebsratsalltag gehen. Die Ergebnisse der Umfrage, die wir im Rahmen des Forschungsprojekts »Digilab NPO« bei Betriebsratsmitgliedern durchgeführt haben, heben drei Anforderungen zum Gelingen hervor: Aufbau von Handlungskompetenzen, Austausch und Vernetzung mit anderen Betriebsratsmitgliedern, gemeinsames Lernen, das von Referentinnen und Referenten begleitet wird. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen Online- und Präsenzseminaren, das lässt sich aus den Ergebnissen deutlich schließen. Bei den Präsenzseminaren gelingt das sehr gut, bei den digitalen Lernformaten lernen gerade viele noch, wie das im Ergebnis genauso gut gelingen kann. Hier haben wir über das Forschungsprojekt den Raum, die Möglichkeiten kreativ auszuprobieren.
Online oder Präsenz? Welche Zutaten braucht gelungene Weiterbildung?
Sie lebt von den Menschen, die beteiligt sind: Neugierige Teilnehmende und authentische, engagierte Lernbegleitungen. Das beste Tool oder die beste Methode verliert ihren Nutzen, wenn sie nicht zielführend eingesetzt wird. Dabei geht es nicht um »entweder online oder Präsenz«, sondern um ein Sowohl-als-auch. So kann z.B. ein Präsenzseminar um ein digitales Lernformat sinnvoll ergänzt werden, wenn sich eine Seminargruppe einige Zeit nach dem Seminar »auf kurzem Weg« online wiedertrifft. Dort reflektieren die Teilnehmenden das Gelernte und stellen Fragen, die sich im Alltag ergeben haben. Zudem gibt es auch aktuelle Themen, die so kompakt sind, dass sie sich online schneller und niedrigschwelliger bearbeiten lassen.
An welche Teilnehmerinnen und Teilnehmer richten sich eure digitalen Lernangebote?
Uns geht es in unseren Seminaren darum, Betriebsratsmitglieder in ihrer Funktion und in ihrem Handeln zu stärken. Lernen ist etwas Individuelles. Entsprechend richten sich die digitalen Lernformate an alle, die digital lernen möchten. Zudem gibt es auch Betriebsratsmitglieder, die vielleicht keine Wahl haben, ein alleinerziehender Vater beispielsweise. Auch diese Betriebsratsmitglieder sollen sich weiterbilden können.
Wie sieht das Lernen der Zukunft bei ver.di b+b aus?
Bei ver.di b+b richten wir uns an den Bedürfnissen der lernenden aus. Unsere Aufgabe als Bildungsträger und die der Referentinnen und Referenten besteht darin, die besten Rahmenbedingungen für die Teilnehmenden zu schaffen, um gut lernen zu können, um mit anderen in den Austausch zu kommen und fit für die herausfordernde Aufgabe als gesetzliche Interessenvertretung zu werden. Das beinhaltet auch eine sinnvolle Kombination von digitalem Lernen und Präsenzlernen. Erste Schritte in diese Richtung gehen wir im Forschungsprojekt bereits: Unsere Lernplattform Online-Bildungszentrum (OnlineBiZ) ermöglicht nachhaltiges, vertiefendes Lernen im individuellen Tempo, genauso wie Vernetzung und Austausch mit anderen. Und sie ist sowohl bei rein digitalen Lernformaten einsetzbar als auch zur Ergänzung von Präsenzseminaren.
Die Studie »Lernen zwischen Tradition und Transformation« zum Download bei der Fraunhofer Gesellschaft.
Quelle: „Arbeitsrecht im Betrieb“, Nr. 10/2022
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Maxie Wolter
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